Samstag, 14. Juni 2014

10. - 11.06.14       Abenteuer Armenien!

Ich schreibe diesen Eintrag mit wunderschönem Blick über den Savansee, vollem Magen, schmerzen in allen Knochen, dem Zelt bereit und dem Moped erschöpft neben mir am tuckern.

Seit zwei Tagen bin ich in Armenien. Habe schon fünf weitere Zweiradreisende getroffen. Unglaubliche Landschaften, tödliche Straßen und Sprittpreise die einen in Angst und Schrecken versetzen... 90 Cent/L!
Yerivan ist eine wirklich schöne Stadt! Aber alles ist so unglaublich verschieden zu dem was ich die letzten zwei Monate erlebt habe. Kulturschock... das habe ich nicht erwartet!

Schon die ersten Kilometer in Armenien sind sehr vielversprechend!



Von Yerivan soll es auf einer Piste etwa 40km über den Berg Azhdahak I bis Gavar gehen. Wieder runter von den grausigen Hauptstraßen.
"Niet, niet!" ruft der Bauer mir entgegen. Er deutet auf den Weg den ich grade befahren will und kreuzt die Arme zu einem "X". Ich versuche ihm zu erklären, dass das überhaupt kein Problem ist. Ich habe gute Federwege und ich möchte ja auch was erleben. Schließlich bin ich die letzten Tage auch schon die gestrichelten Pisten auf der Karte gefahren. Kein Thema.
Steil geht es Bergauf. Große Steine machen den aufstieg echt anspruchsvoll.Was ein grandioses Gefühl! das erste steile Stück ist überwunden. Wenn ich da gewusst hätte was noch auf mich zu kommt...

Nomadenzelte, Kuh- und Schafherden sind auf den Herrlich grünen Wiesen der Berghänge verteilt. Der Pfad gabelt sich alle paar Meter also ist großes Rätselraten angesagt im im Zickzack zwischen den Hirten fahren um möglichst oft nach dem Weg zu fragen. Die sind aber oft keine große Hilfe. Zwar freundlich aber sie zeigen einfach auf die Bergspitze 3597m hohe Bergspitze und deuten mir an, dass ich die auf der nördlichen Seite umfahren soll... Danke ;)
Bevor ich den Pass erreiche muss ich einen Fluss, unzählige Bäche durchfahren und ein Schneefeld überqueren. Vier Stunden sind schon vergangen und ich habe noch zwei drittel vor mir.

Der erste steile Anstieg




Selbstverständlich gräbt sie sich auf den letzten Zentimetern bis auf die Schwinge ein!


Da sehe ich den See! Endlich ein Ziel aber leider kein Weg in Sicht. Also Querfeldein über Wiesen, Streinfelder, und stürzende hänge langsam Bergab. Es ist schon 18:00. bald wird es Dunkel und hinter mir zieht (natürlich!) ein Sturm auf. Ich sollte mir also einen Platz zum zelten suchen. Aber hier am Hang ist nichts mit Zelten. Es geht unglaublich steil abwärts durch 40cm tiefe Rillen die vom Schmelzwasser in den Hang gefressen wurden. Millimeterarbeit während ich Stück für Stück die 270kg Richtung Tal befördere.
Da ruft plötzlich jemand! Ein Hirte kommt auf mich zu. Er bestaunt ungläubig meine Maschiene und zeigt dann fragend Richtung Pass. Ja, da komme ich her ;)
Hier Zelte ich und er hat mir freundlicherweise einen Weg gezeigt den ich morgen früh antreten kann.



Die Ruhe vor dem Sturm


Am Abend liege ich im Zelt und dann geht's los! Der Wind peitscht den Regen gegen die Zeltwand und schlägt die Zeltstangen mit jeder Böe bis auf den Boden. Wasser tropft herein und ich bete einfach, dass das Material hält und dass das Motorrad stehen bleibt. Nach drei Stunden flacht es langsam ab und ich kann etwas lang ersehnten Schlaf bekommen.
Am nächsten Morgen sieht es nicht rosig aus. Es regnet und der Boden ist nass und weich was die Abfahrt wohl nicht erleichtern wird. Um 10:00 Uhr klärt der Himmel etwas auf und die Sonne zeigt sich sogar. Nichts wie raus, alles einpacken und los.
500 Meter weiter werde ich von Hirten auf einen Kaffe eingeladen. Kaum sind wir in der Hütte geht der Regen wieder los. Habe ich ein Glück!








Ein paar Stunden später gehts dann weiter. von hier an ist es nicht mehr all zu steil. Dafür aber arg rutschig! Nachmittags erreiche ich dann endlich wieder Asphalt... Seit über 24 Stunden kann ich wieder in den zweiten Gang schalten!! Kurz nach dem Weg gefragt, ein Vodka gekippt (der hat hier den Chai der letzten zwei Monate abgelöst) und dann los Richtung Tiblisi, Georgien.

Da ist der Berg hinter mir!


Ein Kraftakt, Willensprobe, unbezahlbares Fahrtraining und absolute Befriedigung... DAS IST ABENTEUER!!!!

Donnerstag, 12. Juni 2014

Da ich's wohl nicht mehr schaffe die gesamten letzten sechs Wochen nachzutragen, werde ich ab jetzt wieder einsteigen und den Rest nachtragen wenn ich was mehr Zeit habe.

07.06.14
Letzter Tag im Iran - Khoy, ich liebe diese Stadt!

Nach einem langen 400km Tag durch die Berge von Ardabil bis Jolfa an der Grenze zu Armenien, sitze ich auf einer Anhöhe und vertelefoniere mein Guthaben während ich meinem letzten Sonnenuntergang hier im Iran zusehe. Dann geht's weiter in die etwa 70km entfernte Stadt um meine erste Gastfamilie zu überraschen.

Eine atemberaubende Piste zwischen Masuleh und Khalkhal

Kühlerleck nach einem Steinschlag auf der "atemberaubenden Piste"! Ja, wir arbeiten ;) 

Kloster des heiligen St. Stephanos. Weltkulturerbe bei Jolfa

Der biblische Fluss Aras ist heute die Grenze zwischen dem Iran, Armenien und Azerbaijan.



 Ich fahre hinein in die Stadt. Keine 300m da überholt mich hupend ein schicker weißer Wagen. Das Fenster wird heruntergekurbelt: "Goschne? Bochor?" und der Junge  Mann begleitet von einem Kumpel, seiner Mutter, Tante und Schwester gestikuliert und reibt sich den Bauch. "Arre! Hatman!" sage ich und los gehts kreuz und quer durch den nächtlichen Verkehr, raus aus der Stadt und über Schotterwege durch den Wald. Horrorfilm Drehbücher spielen sich schon in meinem Kopf ab als wir auf einem kleinen Berg auf einen Parkplatz fahren. Tatsächlich, ein Restaurant. Auch heute spricht wieder keiner englisch aber sie sind so herrlich! Eine wunderbare Familie!!
Wie sich herausstellt hat der 24 jährige Sohn das Restaurant erst vor zwei Monaten selbst eröffnet. Ich darf sogar hier schlafen!
Nach dem Essen nehme ich die Tochter mit aufs Moped für eine Runde um den Berg. Immer wieder ein Spaß ;)
Dann, um mittlerweile 2:00 Uhr geht's auf den heruntergekommen Jahrmarkt auf dem Gelände des Restaurants. Alles verrostet und der riesige Sicherungskasten springt erst nach mehrfachem herzlichen treten an. Die Motoren fangen an zu summen, Neonlicht beginnt knisternd zu flackern und die Wagen und verschiedenen Attraktionen setzen sich ruckartig in Bewegung. So viel Spaß hatte ich lange nicht!!


Der Park am nächsten Morgen




Auf einer kleinen Insel im Innenhof des Restaurants geschlafen und jetzt los zur Grenze. Das war ein wirklich herrlicher Abschied. Danke Iran!!!